Sommer, Sonne, Haydn auf Urlaub

Geheimtipps stehen in keinem guten Ruf: verbreitet man sie zu großzügig, ist es aus mit der Aura das Geheimen; für alle Last-Minute-Buchende folgen nun doch ein paar besondere Tipps: Secret Haydn on holiday.

Wer eher der Nordsee als dem Mittelmeer zugetan ist, sollte von 19. bis 21. August 2016 eine Reise zum Schleswig-Holstein Musikfestival ins Auge fassen. Das Ensemble dolce risonanza gestaltet dort im Rahmen des renommierten Klassikfestivals – dem heurigen Jahresmotto entsprechend – drei abwechslungs­reiche Haydn-Programme. Hamburg-Rellingen, Kloster Lügum (DK) und das Schloss Gottorf in Schleswig sind die Stationen dieser Reise. Baryton-Trios des Fürsten Esterhazy stehen ebenso auf dem Programm wie die Solokantate »Arianna a Naxos« (in der geistlichen Textfassung »Maria quaerit« mit der Mezzosopranistin Christane Oelze) oder Haydnsche Orgelkonzerte mit Anton Holzapfel als Solisten.

Auch bei der – vorerst? – letzten Ausgabe des Haydnfestivals Eisenstadt am Originalschauplatz im Schloss Esterhazy wird das Ensemble dolce risonanza, geleitet von Florian Wieninger, am 14. September 2016 zu Gast sein. »Haydn und Böhmen« ist der Anlass für die Aufführung früher Haydnkompositionen aus der Zeit seiner ersten Anstellung beim Grafen Morzin, ergänzt um böhmische Zeitgenossen wie Vanhal und Tuma – mit Soloeinlagen an Cembalo und Orgel.

In der Eisenstädter Festivalankündigung firmiert dolce risonanza als Geheimtipp unter Kennern. Wer sich eher von großen Namen anziehen lässt, kommt auch auf seine Rechnung. Im zeitlichen Umfeld der dolce risonanza Auftritte (in Schleswig und in Eisenstadt) sind The Philharmonics genauso vertreten wie The Clarinotts. Eine schöne Brücke zum Ensembleleiter Florian Wieninger, dem Notenarchivar der Wiener Philharmoniker und zu meiner eigenen lang­jährigen Tätigkeit als Gastorganist der Wiener Philharmoniker.

Last but not least noch ein Tipp für eine Urlaubslektüre: Michele Serra: »Gli Sdraiati« (Feltrinelli) oder auf Deutsch mit dem (noch weniger griffigen) Titel »Die Liegenden« (Diogenes). Der dort gewagte Blick in das Jahr 2054 erscheint – angesichts des Referendums in Großbritannien – leider durchaus realistisch. Mehr wird nicht verraten! Eine Frage stellt sich mir noch: Wie hätte wohl Haydn seine »Londoner Symphonien« in der aktuellen Situation angelegt? Ein Trauer­marsch über »Rule Britannia«? Oder doch eher 90 Variationen über »God save the Queen«? 

Einen schönen Sommer wünscht
Anton Holzapfel

Hier noch die Weblinks:
www.shmf.de/de/Veranstaltung/Der-besondere-Haydn
www.shmf.de/de/Veranstaltung/Liebliche-Resonanz
www.shmf.de/de/Veranstaltung/Haydn-bei-Hofe