Nach der Wahl ist vor der Wahl

Nicht nur Frankreich hat heute gewählt. Auch Sie haben gewählt. Erfreulich viele von Ihnen waren bei unseren Konzerten der vergangenen Woche:

  • am 1. Mai in der Dorotheerkirche mit prächtigster mehrchöriger Musik von Andreas Rauch
  • am 5. Mai im Wiener Musikverein beim Konzert der Reihe »Nun klingen sie wieder« oder
  • heute beim Jeunesse-Workshop »Mitten im Klang« im Wiener Konzerthaus.

Wer diese Termine versäumt hat, steht schon wieder vor der Wahl:

  • entweder die Radio-Kollegserie in der kommenden Woche in Ö1 zu verfolgen und mehr über den österreichischen protestantischen Barockkomponisten Andreas Rauch erfahren (ab 8. Mai an vier Vormittagen jeweils von 9:45 bis 10:00 Uhr diesem Komponisten: oe1.orf.at)
  • oder unser Konzert »Wien bei Nacht« am 17. Mai im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses zu besuchen.

Dass Wien schon im 18. Jahrhundert eine Weltstadt der Musik war, ist vielfach belegt, so etwa auch in den durchaus kritischen Briefen eines reisenden Franzosen, Johann Kaspar Riesbeck: »Die Musiken sind das einzige, worin der Adel Geschmack zeigt. Viele Häuser haben eine besondere Bande (= banda, Musikkapelle). Man kann hier 4–5 große Orchester zusammenbringen, die alle unvergleichlich sind. … was die Orchestermusiken betrifft, so kann man schwerlich etwas Schöneres in der Welt hören. Es sind gegen 400 Musikanten hier, die sich in gewissen Gesellschaften teilen, und oft viele Jahre lang ungetrennt zusammen arbeiten.«
Entdecken auch Sie Wien bei Nacht, die Divertimenti, Notturni und Serenaten, die bei den oft im Freien stattfindenden zu Gehör gebracht wurden.

Musik für Kaiser und Kaiserin

Imperiale Musik. Dieser rote Faden verbindet zwei ganz unterschiedliche Konzerte, an denen ich Anfang Mai mitwirken werde.

Das bereits vierte Konzert aus der Serie des Ensembles dolce risonanza zum 500. Jahrestag der Reformation in Österreich präsentiert kaiserliche Musik. Am Abend des 1. Mai 2017 werden in der Lutherischen Stadtkirche in Wien mehrchörige Festmotetten mit Pauken und Trompeten erschallen. Komponiert wurde die Werke von Andreas Rauch (1592–1656), dem weithin unbekannten evangelischen Musiker aus Pottendorf bei Wien, der nach seinem Dienst bei den Jörgern in Hernals vor der Gegenreformation nach Ungarn fliehen musste und in der »königlichen Freystatt« Ödenburg (Sopron) Zuflucht fand. Es ist eine gewisse Ironie des Schicksals, dass er dort Musik für die Habsburger Kaiser, so ua eine Festmusik für den 3. Ödenburger Landtag 1634 (»Concentus Votivus«) und eine Huldigungsmottete »Currus triumphalis« 1648 aus Anlass des westfälischen Friedens zu liefern hatte.

Nutzen Sie die im wahrsten Sinn des Wortes einmalige Gelegenheit, diese (un­ver­öffentlichten) Werke zu hören. Nähere Infos unter www.dolcerisonanza.at, Tickets unter www.oeticket.com

Sollten Sie am 1. Mai keine Zeit haben, hier noch der Hinweis auf eine Alternative: Die Ö1-Sendereihe Radiokolleg widmet sich ab 8. Mai an vier Vormittagen jeweils von 9:45 bis 10:00 Uhr diesem Komponisten: oe1.orf.at

Nur wenige Tage später gibt es wieder imperiale Musik zu hören: Anlässlich des 300. Geburtstages von Kaiserin Maria Theresia ertönen in der Serie »Nun klingen sie wieder« am 5. Mai 2017 im Wiener Musikverein Werke auf historischen Instrumenten der Sammlung in Verbindung mit einer ganz besonderen Idee: Noch zu Maria Theresias Zeiten gehörte es zum guten Ton, dass alle Mitglieder des Hauses Habsburg eine musikalische Erziehung genossen. So konnte Maria Theresia an einem Sonntag Nachmittag tatkräftig unterstützt von ihren Töchtern und Söhnen eine ganze Vesper selbst gestalten. In den über­lieferten Notenmanuskripten sind die Namen der Erzherzöge und Erzherzoginnen eingetragen, wir wissen also, wer welche Arie gesungen hat. Begleitet werden diese nur für Oberstimmen komponierten geistlichen Werke von Orgel und Kontrabass. Der spätere Kaiser Josef II. war schon im Stimmbruch und konnte daher nur an den Tasten assistieren. Durchaus interessant, was Johann Adolph Hasse – neben dem selbstverständlichen Continuo-Spiel, das auch Josef II. beherrschte – an konzertierenden Passagen in die Finger gelegt hat. Und im Vergleich dazu ein Orgelkonzert des Hofkapellmeisters Georg Reutter jun.: nicht nur die sprichwörtlichen »rauschenden Violinen a la Reutter«, sondern wahre Trillerkaskaden an der Orgel zeugen von der Publikumswirksamkeit dieser Stücke.

Hören Sie sich das an!

www.musikverein.at

Antonio Vivaldi – il prete rosso

Zum Geburtstag von Antonio Vivaldi gibt es heute Samstag, 4. März von 15:05 Uhr bis 17:00 Uhr in Ö1 eine außergewöhnliche Sendung. Allzu gerne wird Vivaldi auf seine „Vier Jahreszeiten“ reduziert. Oder – um in der Diktion des Ö1-Redakteurs Gerhard Krammer zu bleiben: reduziert auf Fahrstuhl- und Supermarkt-Musik.

Erfreulich, wenn Zeit und Raum bleibt, auch anderen Werken nachzuspüren. So etwa geistlichen Werken, die im Ospedale della Pietà in Venedig erklangen, wo Vivaldi, der „prete rosso“ als Komponist, Geiger und Lehrer tätig war. Dieses Waisenhaus für Mädchen war eine der legendären Musikschulen Venedigs, durchaus vergleichbar mit „El Sistema“ in Venezuela, wo ein Star wie der jüngste Neujahrskonzertdirigent Gustavo Dudamel den Grundstein für seine Karriere legte.

Doch zurück zu Vivaldi und zur Verbreitung seiner Musik. Johann Sebastian Bach schätzte dessen Violinkonzerte sehr und bearbeitete sie für Cembalo und Orgel, eine gängige Methode, um Musik auch ohne großes Orchester zum Klingen zu bringen.

Ö1 gehört heute Nachmittag gehört (oder im 7-Tage Stream nachgehört)!

Zwei Bach’sche Orgelarrangements von Vivaldi-Konzerten

  • Anton Holzapfel an der Metzler-Orgel der Pfarrkirche Hopfgarten in Tirol (CD „Concerti italiani“ Verlag Motette) und
  • Gustav Humer an der Orgel der Stiftskirche Engelszell in OÖ.

Das in diesem Ö1-Beitrag gesendete Konzert in d-Moll war übrigens der Grund für mich, die CD „Concerti italiani“ auf der Metzler-Orgel in Hopfgarten aufzunehmen. Hat doch Bach gerade bei diesem Konzert eine seiner ganz wenigen Registrieranweisungen festgehalten. Er fordert die Verwendung eines 32-Fuss im Pedal, ein Register, dessen tiefste Pfeife immerhin auch in gedeckter Bauweise noch eine Länge von mehr als 5 Metern (offen wären es 11 Meter!) benötigt. Da die Orgel im sogenannten Dom vom Brixental noch im Silbermann-Stil erbaut ist, stand den Bach’schen Klangfreuden nichts mehr im Weg!

Tanti auguri di buon compleanno!

Alles Walzer

Das Neujahrskonzert 2017 der Wiener Philharmoniker ist schon wieder Geschichte. Die Orgel des Wiener Musikvereins spielt dabei bislang nur eine Nebenrolle: üppige Blumengestecke werden auf das Orgelgehäuse appliziert. Orgel und Tanzmusik – ein Widerspruch? Nein! Konzerte des Vereins Wiener Orgelkonzerte werden dies in den nächsten Wochen unter Beweis stellen:
Am 12. Jänner 2017 musizieren zwei Musikerinnen gemeinsam an Klavier und Orgel in der bestens geheizten Kirche St. Gertrud in Wien Währing. Melissa Der­mas­tia und Petra Rei­chel bringen uA auch den Kaiserwalzer von Johann Strauß Sohn zum Klingen.
Beim legendären Faschingskonzert des Vereins Wiener Orgelkoonzerte am 23. Februar 2017 wird Peter Planyavsky den Donauwalzer auf der Orgel der Hochschulkirche St. Ursula zum Besten geben. Die Alternative zum Opernball!

Nähere Infos unter www.wiener-orgelkonzerte.at

In diesem Sinn: Alles Walzer!

Anton Holzapfel

Christmas in Vienna

Zumindest ein paar Schneeflocken haben heute Adventstimmung in Wien verbreiten können. Der Terror von Berlin überschattet schon wieder den Alltag – oder anders gesagt, der Terror ist schon fast Alltag geworden.
Das weihnachtliche Friedensfest steht hilflos vor der Tür: et in terra pax, heißt es im Gloria der Engel an die Hirten.

Ein musikalischer Hinweis in eigener Sache: Am Weihnachtstag 2016 werde ich um 10:00 Uhr in der Pfarrkirche Mistelbach die Große Orgelsolomesse von Joseph Haydn musizieren. Die Kantorei St. Martin wird geleitet von Karl Michael Heger, unterstützt von Musikern der Brünner Philharmonie werden die anspruchsvollen Klänge der selten zur Aufführung gelangenden Messe zu hören sein. Venite, adoremus!

ein frohes Weihnachtsfest wünscht
Anton Holzapfel

… das ist die stillste Zeit im Jahr: Advent

Allmählich vermittelt das Wetter auch Advent-Stimmung, die stillste Zeit im Jahr steht bevor – und vergeht viel schneller, als uns lieb ist. Einige Tipps, um dem angesagten Stress zu entfliehen:

Besuchen Sie am 8. Dezember um 19:30 Uhr ein Orgelkonzert des Vereins Wiener Orgelkonzerte: Johannes Zeinler wird die Orgel der Reformierten Stadtkirche in der Wiener Dorotheergasse 16 zum Klingen bringen.

Wer dies mit einem Besuch eines ganz besonderen Adventmarktes verbinden möchte, ist an dieser Adresse gerade richtig. Der Henriettenmarkt im Hof der Reformierten Stadtkirche hält ausgesuchte Köstlichkeiten bereit. Der Name für den Markt ist nicht zufällig gewählt. Die Reformierte Henriette von Weilburg-Nassau (1797–1829) war mit dem Habsburger Erzherzog Karl verheiratet. Ihren Kindern zuliebe führte sie die Gebräuche ihrer Heimat in Österreich ein. So stand im Haus Henriettes und Karls als erstem österreichischen Haushalt zu Weihnachten 1816 ein Christbaum. Dieser gefiel Kaiser Franz II. so gut, dass er den Auftrag gab, auch in der Hofburg einen mit Kerzen geschmückten Baum aufzustellen; von dort setzte sich der Brauch über die adeligen Familien in ganz Österreich fort.

www.wiener-orgelkonzerte.at

Wer lieber Radioklängen lauscht, ist mit einem Konzert des Ensembles dolce risonanza beim heurigen Schleswig-Holstein Musikfestival gut bedient:

Am 18. Dezember wird um 22:00 Uhr im NDR ein Mitschnitt eines Haydnprogrammes mit Christiane Oelze, Sopran und Anton Holzapfel an der konzertierenden Orgel ausgestrahlt.

www.ndr.de

Last but not least: Gerne lade ich Sie ein, aus meinem umfangreichen CD-Angebot das eine oder andere Weihnachtsgeschenk auszuwählen. Schenken Sie musikalische Freude! Hier können Sie gustieren.