Osterklänge

In wenigen Tagen beginnt die Karwoche. Nach der unfassbaren Flugzeug-Katastrophe in Frankreich ist das althochdeutsche Wort »chara/kara«, das »Trauer« bedeutet, omnipräsent. Zwei meiner aktuellen musikalischen Aktivitäten kreisen auch um dieses Thema. Für all jene Osterurlauber, die in der Karwoche in Tirol sind, kann ich den Besuch eines ganz außergewöhnlichen Konzertes beim Osterfestival Tirol empfehlen. Orlando di Lassos »Bußpsalmen« werden von dolce risonanza und profeti della Quinta im Salzlager in Hall am Gründonnerstag Abend aufgeführt. Das Programm der jüngsten CD unseres Ensembles ist damit erstmals auch live zu hören. Videos und weitere Details unter www.dolcerisonanza.at.

Ein zweiter Musiktipp gilt einer Konzertübertragung am Ostermontag Abend in Ö1 aus dem Großen Musikvereinssaal in Wien, wo ich vor kurzem als Orgelsolist und Continuo-Spieler bei Aufführungen des Händel-Oratoriums »Saul« unter Nikolaus Harnoncourt mitgewirkt habe. Der Trauermarsch aus diesem Oratorium wird heute noch in England bei prominenten Begräbnissen aufgeführt. Wer an diesem Tag im Osterreise-Verkehr steckt: 7 Tage lang können die Sendungen von Ö1 im Internet nachgehört werden!

Abschließend noch ein Hinweis auf ein Konzert aus der Serie »Nun klingen sie wieder« im Brahmssaal des Wiener Musikvereins am 8. April 2015. Heuer darf ich ein völlig vergessenes Instrument aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts präsentieren: die Physharmonika, ein Vorläufer des Harmoniums. Nicht geistliche Musik, sondern weltliche Musik hat man sich damit in die bürgerliche Wohnstube geholt: Der Komponist Carl Georg Lickl hat Fantasien über Schuberts »Winterreise« und Verdis »Rigoletto« komponiert, im wahrsten Sinn des Wortes »zusammengetragen«. Hören Sie sich das doch an!

Ein frohes Osterfest wünscht
Anton Holzapfel

Secret Music

Geheimnisvoll mutet der Titel an: Secret Music. Eigentlich wollen Musiker genau das Gegenteil, nämlich ihre Klänge unters Volk zu bringen. Das Ensemble dolce risonanza hat das mit der neuesten CD »Orlando di Lasso – Musica reservata – Secret Music for Albrecht V« getan. Erste Rezensionen dieser Aufnahme mit legendären Psalmvertonungen des Münchner Hofkapellmeisters Orlando di Lasso sind vielversprechend. Doch hören und sehen Sie selbst, was es mit dieser Musik auf sich hat: www.dolcerisonanza.at.

Genauso wenig geheim sollen weitere Projekte der kommenden Monate sein, wo ich an der Orgel mitwirken darf, sei es bei der nächsten Reihe der Mysterien­sonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber (in der Wiener Peterskirche und im Stift Heiligenkreuz) oder bei einer Aufführung des Oratoriums »Saul« von G. F. Händel im Wiener Musikverein unter Nikolaus Harnoncourt am 14. und 15. März. Näheres unter Termine!

Klingende Weihnachten

Ein kurzer Reminder sei erlaubt: Weihnachtliche Klänge gibt es am kommenden Donnerstag, 11. Dezember um 19:30 Uhr in der Bernardikapelle des Heiligenkreuzerhofes in Wien zu hören. Wer diesen Termin nicht schafft, kann festliche Musik von Joseph Haydn mit dolce risonanza unter der Leitung von Florian Wieninger – und Anton Holzapfel an der solistischen Orgel – am kommenden Samstag, 13. Dezember in der Sendung Apropos Musik ab 15 Uhr hören: oe1.orf.at.

Diese Werke gibt es auch auf CD, Kurzentschlossene können diese auch noch als Präsent erwerben! Bestellen Sie gleich hier: www.antonholzapfel.at/toene/

Ein  frohes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2015 wünscht
Anton Holzapfel

Ist das die stillste Zeit im Jahr?

So sehr wir uns es anders wünschten, die Wochen vor dem Jahresende bringen für die meisten von uns enormen Zeitdruck. Wenn Sie etwas entschleunigen wollen, dann suchen Sie auch im Lärm der Großstadt Wien Oasen der Stille, wo Musik die Zeit gleichsam anhält. Möglichkeit dazu gibt es in den Wochen vor Weihnachten gleich mehrmals:

Im Rahmen der Wiener Orgelkonzerte spiele ich am 27. November ein Konzert in der Waisenhauskirche am Rennweg mit Orgelmusik der Wiener Klassik.

Besinnlich und gleichermaßen virtuos wird es dann am 29. November in der Peterskirche (am Graben in Wien) und am 30. November im Stift Heiligen­kreuz (im Wienerwald) mit einer Aufführung der Rosenkranzsonaten von H.I.F. Biber, ergänzt von den liturgischen Texten zu den fünf Mysterien der Weihnachtszeit.

Am 11. Dezember bringt das Ensemble dolce risonanza in der Bernardikapelle im Heiligenkreuzer Hof im 1. Wiener Gemeindebezirk adventliche Musik aus Österreich für Streicher und Orgel sowie Sopran zum Klingen.

Stimmen Sie sich ein auf die stillste Zeit im Jahr! Details unter Termine.

Salzburger Nachtmusik

Konzerte Oktober 2014

Im Oktober 1682 versammelte sich in Salzburg alles, was im römisch-deutschen Reich Rang und Namen hatte, zu einem 7 Tage dauernden Fest. Es galt, mit großem Pomp das Jubiläum zur 1100-Jahrfeier der Gründung des Erzstiftes Salzburg zu feiern. Die barocke Stadt bildete die Bühne für den Gastgeber Fürst-Erzbischof Max Gandolph, sei es beim großen Festumzug, bei der Aufführung einer 54-stimmigen Festmesse im Dom oder den zahlreichen Festen in der Residenz. Und natürlich bildete festliche Musik den Rahmen im Zeremonial und zur Unterhaltung bei Tafel, Tanz und Kammermusik. Das Ensemble dolce risonanza entführt Sie in eine Salzburger Nacht mit festlicher Musik der Hofmusiker Heinrich Ignaz Franz Biber, Georg Muffat u. a. Und ganz en passent lernen Sie einen der wundervollsten Orte der Inneren Stadt kennen: 

Bernardikapelle im Heiligenkreuzer Hof, Samstag, 18. Oktober 2014, 19:30 Uhr

Lassen Sie den Abend dann ausklingen bei Brot und Wein im Theatersalon Hollmann, Grashofgasse/Köllnerhofgasse, unmittelbar beim Eingang zum Heiligenkreuzerhof.

Details und Karten unter www.dolcerisonanza.at/Termine

Auf Ihr Kommen freut sich Anton Holzapfel

PS: Eine Anzahl Auserwählter kann schon am 17. Oktober eine Voraufführung genießen, eine (nicht-öffentliche) Veranstaltung auf Einladung s-wohnbaubank / ERSTE Bank.

Wer weder den einen noch den anderen Termin schafft, noch ein Hinweis: am 11. Oktober gibt es wieder einmal ein Orgel-Solokonzert zu hören – und per Videoleinwand zu sehen: nach vollendeter Renovierung der Orgel in der Pfarrkirche Ramsau bei Hainfeld in NÖ gilt am Samstag, 11. Oktober um 19 Uhr ein „Nun klingt sie wieder“. Details siehe Termine.

Die Königin hat abgedankt!

Beim Autofahren Ö1 hören zu können, ist ein angenehmer Zeitvertreib bei meinen zahlreichen Fahrten. Die Ansage eines Stücks für Orgel und Orchester von Leon Boelmann am vergangenen Mittwoch in der Sendung „Konzert am Vormittag“ hat mich aber einigermaßen irritiert. Da wurde der Ö1-Hörerschaft Aufgeschlossenheit, Neugier, Vorurteilsfreiheit und Toleranz für Musik aus allen Richtungen attestiert. Nur eine einzige Richtung, „gegen die der Wind, manchmal auch der Sturm der Ablehnung bläst“, sei auszumachen: Orgelmusik!

Gerne hätte ich näheres zu der zitierten „umfragewissenschaftlich untermauerten Anti-Orgel-Gruppe der Ö1-HörerInnen“ erfahren.

Als leidenschaftlichem Organisten ist mir die zeitgemäße, attraktive Vermittlung von Orgelklängen ein besonderes Anliegen, sei es in weltlicher oder geistlicher Musik. Dass die Königin der Instrumente allem Anschein nach abgedankt hat, ist wohl nicht zu leugnen und auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Es ist nachvollziehbar, dass für ein auf optische Reize fixiertes Publikum ein einstündiges Orgelkonzert in einer Kirche, wo von der Orgelempore nur Klänge in den Zuschauerraum geschickt werden, nicht mehr attraktiv genug ist. Video-Walls, die den Organisten ins rechte Bild rücken, Gesprächskonzerte, Instrumentenführungen uvm sind mögliche Antworten auf diese Entwicklung.

Doch vorher hätte ich gerne mehr von dieser Umfrage gewusst: Wie lauteten wohl die Fragestellungen? Wurden Querbezüge hergestellt, etwa hinsichtlich Nähe/Ablehnung zu Religion und Kirche? Von wann stammt diese Umfrage, welches Sample wurde dabei verwendet, sind die Aussagen repräsentativ? Ein Mail an die Musikredaktion des ORF ist unterwegs …

In Kürze hoffentlich mehr darüber hier auf dieser Seite. Einstweilen darf ich mich Richtung Bregenzer und Salzburger Festspiele verabschieden.

Ihr/Euer
Anton Holzapfel