Cantantibus organis. Diese lateinische Phrase aus einer Cäcilienlegende des 5. Jhdts. im sogenannten Ablativ hat im Lauf der Zeit eine Bedeutungsänderung erhalten. Nicht mehr das Faktum, dass mit allen Instrumenten musiziert wurde, hat man darunter verstanden, sondern dass die Märtyrerin Cecilia selbst gespielt hätte. So hat sie im Lauf der Zeit das Attribut der Orgel erhalten. Legendär zum Beispiel das in der Pinacoteca nazionale in Bologna überlieferte Gemälde von Raffael, Cäcilia in Extase darstellend:
Mit dem Attribut Orgel (eine weitere „freie“ Übersetzung) war der Weg zur Patronin der Kirchenmusik nicht weit. Legendäre Kompositionen von Oden an die Hl. Cecilia (Händel, Purcell, Britten) oder Cäcilienmessen bezeugen dies genauso wie die Kirchenmusikbewegung des Cäclilianismus im 19. Jahrhundert.
Im kath. Kirchenjahr fällt das Fest in die Nähe des letzten Sonntags im Jahreskreis, dem Christkönigssonntag, einem Fest, das es erst seit 1925 gibt, aber musikalisch oft sehr feierlich begangen wird.
Kommenden Sonntag, 21. November 2021 darf ich in der Hofburgkapelle mit den Wiener Sängerknaben die Orgelsolo-Messe von Joseph Haydn aufführen. „cantantibus organis“ sozusagen. Zum Ite Missa est (den liturgischen Texten des Tages aus der Offenbarung des Johannes entsprechend) das „Halleluja-Präludium“ von Franz Schmidt – aus dem Buch mit 7 Siegeln.
Nähere Infos unter www.hofmusikkapelle.gv.at