Musik für Kaiser und Kaiserin

Imperiale Musik. Dieser rote Faden verbindet zwei ganz unterschiedliche Konzerte, an denen ich Anfang Mai mitwirken werde.

Das bereits vierte Konzert aus der Serie des Ensembles dolce risonanza zum 500. Jahrestag der Reformation in Österreich präsentiert kaiserliche Musik. Am Abend des 1. Mai 2017 werden in der Lutherischen Stadtkirche in Wien mehrchörige Festmotetten mit Pauken und Trompeten erschallen. Komponiert wurde die Werke von Andreas Rauch (1592–1656), dem weithin unbekannten evangelischen Musiker aus Pottendorf bei Wien, der nach seinem Dienst bei den Jörgern in Hernals vor der Gegenreformation nach Ungarn fliehen musste und in der »königlichen Freystatt« Ödenburg (Sopron) Zuflucht fand. Es ist eine gewisse Ironie des Schicksals, dass er dort Musik für die Habsburger Kaiser, so ua eine Festmusik für den 3. Ödenburger Landtag 1634 (»Concentus Votivus«) und eine Huldigungsmottete »Currus triumphalis« 1648 aus Anlass des westfälischen Friedens zu liefern hatte.

Nutzen Sie die im wahrsten Sinn des Wortes einmalige Gelegenheit, diese (un­ver­öffentlichten) Werke zu hören. Nähere Infos unter www.dolcerisonanza.at, Tickets unter www.oeticket.com

Sollten Sie am 1. Mai keine Zeit haben, hier noch der Hinweis auf eine Alternative: Die Ö1-Sendereihe Radiokolleg widmet sich ab 8. Mai an vier Vormittagen jeweils von 9:45 bis 10:00 Uhr diesem Komponisten: oe1.orf.at

Nur wenige Tage später gibt es wieder imperiale Musik zu hören: Anlässlich des 300. Geburtstages von Kaiserin Maria Theresia ertönen in der Serie »Nun klingen sie wieder« am 5. Mai 2017 im Wiener Musikverein Werke auf historischen Instrumenten der Sammlung in Verbindung mit einer ganz besonderen Idee: Noch zu Maria Theresias Zeiten gehörte es zum guten Ton, dass alle Mitglieder des Hauses Habsburg eine musikalische Erziehung genossen. So konnte Maria Theresia an einem Sonntag Nachmittag tatkräftig unterstützt von ihren Töchtern und Söhnen eine ganze Vesper selbst gestalten. In den über­lieferten Notenmanuskripten sind die Namen der Erzherzöge und Erzherzoginnen eingetragen, wir wissen also, wer welche Arie gesungen hat. Begleitet werden diese nur für Oberstimmen komponierten geistlichen Werke von Orgel und Kontrabass. Der spätere Kaiser Josef II. war schon im Stimmbruch und konnte daher nur an den Tasten assistieren. Durchaus interessant, was Johann Adolph Hasse – neben dem selbstverständlichen Continuo-Spiel, das auch Josef II. beherrschte – an konzertierenden Passagen in die Finger gelegt hat. Und im Vergleich dazu ein Orgelkonzert des Hofkapellmeisters Georg Reutter jun.: nicht nur die sprichwörtlichen »rauschenden Violinen a la Reutter«, sondern wahre Trillerkaskaden an der Orgel zeugen von der Publikumswirksamkeit dieser Stücke.

Hören Sie sich das an!

www.musikverein.at