Die Königin hat abgedankt!

Beim Autofahren Ö1 hören zu können, ist ein angenehmer Zeitvertreib bei meinen zahlreichen Fahrten. Die Ansage eines Stücks für Orgel und Orchester von Leon Boelmann am vergangenen Mittwoch in der Sendung „Konzert am Vormittag“ hat mich aber einigermaßen irritiert. Da wurde der Ö1-Hörerschaft Aufgeschlossenheit, Neugier, Vorurteilsfreiheit und Toleranz für Musik aus allen Richtungen attestiert. Nur eine einzige Richtung, „gegen die der Wind, manchmal auch der Sturm der Ablehnung bläst“, sei auszumachen: Orgelmusik!

Gerne hätte ich näheres zu der zitierten „umfragewissenschaftlich untermauerten Anti-Orgel-Gruppe der Ö1-HörerInnen“ erfahren.

Als leidenschaftlichem Organisten ist mir die zeitgemäße, attraktive Vermittlung von Orgelklängen ein besonderes Anliegen, sei es in weltlicher oder geistlicher Musik. Dass die Königin der Instrumente allem Anschein nach abgedankt hat, ist wohl nicht zu leugnen und auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Es ist nachvollziehbar, dass für ein auf optische Reize fixiertes Publikum ein einstündiges Orgelkonzert in einer Kirche, wo von der Orgelempore nur Klänge in den Zuschauerraum geschickt werden, nicht mehr attraktiv genug ist. Video-Walls, die den Organisten ins rechte Bild rücken, Gesprächskonzerte, Instrumentenführungen uvm sind mögliche Antworten auf diese Entwicklung.

Doch vorher hätte ich gerne mehr von dieser Umfrage gewusst: Wie lauteten wohl die Fragestellungen? Wurden Querbezüge hergestellt, etwa hinsichtlich Nähe/Ablehnung zu Religion und Kirche? Von wann stammt diese Umfrage, welches Sample wurde dabei verwendet, sind die Aussagen repräsentativ? Ein Mail an die Musikredaktion des ORF ist unterwegs …

In Kürze hoffentlich mehr darüber hier auf dieser Seite. Einstweilen darf ich mich Richtung Bregenzer und Salzburger Festspiele verabschieden.

Ihr/Euer
Anton Holzapfel