Musikhistorisch Informierte assoziieren mit BREVE einen Notenwert, Italienischkundige jedenfalls die Bedeutung »kurz«, LA BREVE »kurze Silbe«. Am Nordende des Comer Sees bin ich vor kurzem auf ein ganz ähnlich lautendes Wort gestoßen: La BREVA.
Motorradbegeisterte werden sofort an die BREVA-Modelle aus dem Hause Guzzi denken. Ich beziehe mich aber auf deren Namensgeber, den frischen Wind »la BREVA«, der den nördlichen Teil des Comer Sees aufmischt und für exzellente Segel- und Surfverhältnisses sorgt. Die Darstellung der Winde in der Musik ist seit jeher ein beliebtes Motiv. »Zefiro torna«, heißt es schon bei Monteverdi, auch in Vivaldis »Vier Jahreszeiten« und in vielen anderen seiner Konzerte werden die Winde besungen.
Bei einem Concentus-Musicus-Zyklus im Wiener Musikverein durfte ich vor kurzem gemeinsam mit einer Schar hochkarätiger Sänger und Musiker (allen voran Nikolaus Harnoncourt, Erich Höbarth, Andreas Scholl, Luca Pisaroni und Michael Schade) den Aeolus besänftigen, der als böser Wind einem Fest fast den Garaus gemacht hätte. Autor dieser wenig bekannten und selten gespielten Kantate »Der zufrieden gestellte Aeolus« ist Johann Sebastian Bach.
Erstaunlich, welch Fantasie Bach in dieses weltliche Werk eingebracht hat. Noch umso mehr erstaunt es, da es sich »nur« um eine Auftragsarbeit von Leipziger Studenten für ihren beliebten Jura-Professor August Müller handelte. »Unser Beitrag zu den Lehrerverhandlungen« lautete der – wie immer – pointierte Kommentar von Nikolaus Harnoncourt am Beginn des Konzerts. Ob das einer der Lehrergewerkschafter vernommen hat? Vielleicht sollte ich meinem Landsmann Paul Kimberger aus Schärding diese Botschaft direkt übermitteln.